Info für Patienten - Pankreaszentrum

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Info für Patienten

 
 
Prof. Dr. med. D.K. Bartsch

Prof. Dr.med. D.K. Bartsch

Was ist die Bauchspeicheldrüse?

Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein zentrales Organ des oberen Verdauungstraktes. Das Pankreas liegt hinter dem Magen im Oberbauch. Es wird in einen Kopfbereich, einen Drüsenkörper und einen Schwanzbereich eingeteilt. Mit dem Kopfbereich hat die Bauchspeicheldrüse Kontakt mit dem Zwölffingerdarm (Duodenum) und dem Gallengangssystem (Ductus choldedochus). Der Drüsenkörper verläuft links neben der Wirbelsäule übergehend in den Schwanzbereich bis zur Milz im linken Oberbauch.
Es liegt vor dem Ursprung wichtiger Gefäße aus der Körperhauptschlagader (Aorta), die die Leber, den Magen, den Dünndarm und auch die Bauchspeicheldrüse selbst mit Blut versorgen.
Ihre Funktion ist zum einen die Produktion von Bauchspeicheldrüsensaft, welcher für die Eiweiß- und Zuckerverdauung in den Darm abgegeben wird. Zum anderen produziert die Bauchspeicheldrüse Hormone, besonders Insulin, welches der Körper für den Zuckerstoffwechsel benötigt.

Was ist Krebs?

Als Krebs wird die unkontrollierte Vermehrung einzelner Zellen im Körper bezeichnet. Das unkontrollierte Wachstum geht häufig mit einem Funktionsverlust der Zellen einher, wodurch diese Zellen ihre ursprüngliche Aufgabe nicht mehr durchführen, natürliche Wachstumsgrenzen überschreiten, und so z.B. in andere Organe einwachsen. Zudem wird der Zellverband instabil, wodurch über Lymphwege oder den Blutabfluss des betroffenen Organs Tumoranteile in andere Organe gelangen können und dort Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden können.

Was ist Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Bösartige Tumoren der Bauchspeicheldrüse gehen am häufigsten vom Gangsystem der Drüse aus (ca. 85%) und finden sich am meisten im Pankreaskopf (ca. 70%). Dadurch kommt es häufig zu einem Aufstau des Bauchspeicheldrüsenganges und des Hauptgallegangs. Der Stau der Galle führt zu einer Gelbfärbung der Augen und der Haut (Ikterus), diese verläuft meist schmerzlos. Der Rückstau der Bauchspeicheldrüse kann eine Zuckerkrankheit (Diabetes) auslösen. Bricht der Tumor in das Fettgewebe hinter der Bauchspeicheldrüse ein, in dem viele Nervenfasern verlaufen, kommt es zu Oberbauch- und Rückenschmerzen. Liegt der Tumor im Schwanzbereich der Drüse, fehlt häufig die Gelbsucht und der Tumor wird erst spät erkannt.
Das Pankreaskarzinom ist der sechsthäufigste Tumor des Menschen, jeder fünfte Todesfall durch Krebserkrankungen ist auf ein Pankreaskarzinom zurückzuführen. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr.
Der allergrößte Anteil der Pankreaskarzinome sind Adenokarzinome, selten Acinuszellkarzinome und Papillenkarzinome.

Häufige Symptome:
Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, unspezifische Oberbauch-schmerzen, Ikterus (Gelbsucht), prallelastisch tastbare Gallenblase (Courvoisier Zeichen)

Seltenere Symptome:
neu aufgetretener Diabetes mellitus, rezidivierende Thrombosen, Begleitpankreatitis

Woher kommt Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Wie bei vielen Tumorerkrankungen sind die Gründe für das Auftreten der Krankheit nicht genau bekannt. Raucher haben ein um vierfach erhöhtes Risiko zu erkranken. Selten treten Bauchspeicheldrüsentumore aufgrund eines Erbgutdefektes, ggf. zusammen mit anderen Tumoren, auf (siehe auch FaPaCa).

Wie verläuft die Erkrankung?
Ein Pankreaskarzinom ist eine sehr aggressive Krebserkrankung, unbehandelt führt unbehandelt sie zu einem starken Gewichtsverlust, zu Schmerzen, einem Magenausgangsverschluss und schließlich zum Tod.
Daher sind eine frühe Erkennung der Krankheit und eine möglichst frühzeitige Behandlung notwendig.

Endokrine Tumore des Pankreas, sog. Inselzelltumore
Das Pankreaszentrum ist insbesondere auch auf die Behandlung der endokrinen Pankreastumore spezialisiert. Über 200 derartige Tumore wurden bisher an unserer Klinik operiert. Sämtliche Informationen über diese Tumoren finden Sie auf unserer Homepage über neuroendokrine Pankreastumoren.

Welche Untersuchungen werden durchgeführt?
Sonographie (Ultraschall): Orientierende Überprüfung einer Pankreasraumforderung und von Metastasierungszeichen

Kernspintomografie: "one stop-shop" MRT (gleichzeitige Darstellung der Gallenwege, der Oberbauchorgane und der arteriellen sowie venösen Gefäße)

Endosonographie: Durch eine Spezialuntersuchung kann wie bei einer Magenspiegelung ein Ultraschallkopf direkt an das Pankreas herangeführt werden. Dies erlaubt eine Darstellung von kleinsten Tumoren (< 5mm).

ERCP: Mit dieser endoskopischen Untersuchung, der sog. retrograden Cholangiopankreatikographie kann neben der Darstellung der Gallenwege und der Gallenblase auch der Pankreasgang mit Röntgenkontrastmittel dargestellt und so weitere Informationen gewonnen werden. Zudem kann ein Röhrchen (Stent) in den Hauptgallengang eingeführt werden, um die Gelbsucht, die durch ein Pankreastumor entstehen kann, zu entlasten.

Tumormarker: Bestimmung von CA 19-9. Dieser Marker kann als Verlaufsparameter z.B. unter Chemotherapie verwendet werden.

Bei einer trotz dieser Untersuchungen weiterhin unklaren Pankreasraumforderung sollte immer eine chirurgische Abklärung (Exploration) und ggfs. operative Entfernung (Resektion) angestrebt werden.

Behandlungsmethoden
Die einzige Methode zur Heilung des Pankreaskarzinoms besteht in einer Entfernung des betroffenen Bauchspeicheldrüsenanteils. Diese sollte immer versucht werden, wenn der Tumor noch keine Fernmetastasen gebildet hat.
Da die Pankreaskopfentfernung eine komplexe Operation mit teilweise schweren Nebenwirkungen ist, sollte diese in spezialisierten Zentren, wie unserer Klinik, durchgeführt werden.
Bauchspeicheldrüsenkopfentfernung (Whipple`sche Operation):
Dabei wird der Bauchspeicheldrüsenkopf zusammen mit dem Zwölffingerdarm und der Gallenblase entfernt und schließlich der Magen, die restliche Bauchspeicheldrüse und der Hauptgallengang an den Dünndarm neu angeschlossen. Eine typische Operation verläuft in mehreren Teilschritten, die nachfolgend schematisch dargestellt sind:


Prof. Dr. med. T. Gress

 
 
 

I. Resektionsausmaß bei der von uns standardmäßig durchgeführten magenerhaltenden partiellen Duodenopankreatektomie: Entfernung von Pankreaskopf, Zwölfingerdarm und Gallenblase

 

II. Resektion: Die o.g. Organe sind abgelöst.

 
 

III. Rekonstruktion: Zur Wiederherstellung der Magen-Darm-Passage und des Galleabflusses wird das Restpankreas (Pankreatikojejunostomie), der Magen (Duodenojejunostomie) und der Hauptgallengang (Hepaticojejunostomie) in eine Dünndarmschlinge neu eingenäht.


Bei Tumoren des Pankreasschwanzes wird eine linksseitige Resektion der Drüse vorgenommen, eventuell muss dabei auch die Milz mit entfernt werden.


 
 

I. Resektionsausmaß bei der sog. Pankreaslinksresektion: Entfernung des Pankreasschwanzes und der Milz mit anhängenden Lymphknoten.

II. Resektion: Die o.g. Organe sind abgelöst. Das "blinde" Ende des Pankreas wird mittels Naht verschlossen.

 

Weiterbehandlung
Nach der Operation wird in Abhängigkeit vom Tumortyp zur unterstützenden Therapie eine Chemotherapie angeschlossen werden.

Diese besteht in der Regel in einer 6-monatigen Chemotherapie, die durchgeführt wird, um evtl. im Körper vorhandene Rest-Tumorzellen zu bekämpfen und so dass Risiko für ein Nachwachsen des Tumors (Rezidiv) oder eine Streuung (Metastasierung) zu verringern.

Diese Therapie erfolgt in der Interdisziplinären Ambulanten Chemotherapie (IAC ) unter Leitung der Klinik für Gastroenterologie im Rahmen des Comprehensive Cancer Centers (CCC).

Zusätzlich zu der international üblichen Standardtherapie besteht die Möglichkeit, an klinischen Studien teilzunehmen, um mit neuartigen Therapieprotokolle die Chancen auf eine effektive Krebsbekämpfung zu erhöhen. Unser Zentrum nimmt an Studien teil, die Deutschlandweit oder international an mehreren Zentren zu diesem Zweck durchgeführt werden. Teilweise werden diese Studien auch von unserem Zentrum federführend geleitet.

Was tun, wenn der Tumor nicht entfernt werden kann?
Wenn der Tumor nicht operativ entfernt werden kann, sollte man zur Linderung einen Abfluss der Gallenwege und eine freie Passage aus dem Magen schaffen. Dies kann entweder endoskopisch oder durch eine Operation erreicht werden. Bei dieser wird eine Umgehung (Bypass) durch Naht von Dünndarm an den Magen und an den Hauptgallengang geschaffen. Wenn eine Operation nicht sinnvoll ist, kann in der Endoskopieabteilung (LINK zu Endoskopie / Gastroenterologie) der Galleabfluss durch die Einlage eines Röhrchens aus Plastik oder aus Metall wieder hergestellt werden. So kann eine evtl. durch den Tumor bedingte Gelbsucht (Ikterus) mit dem Risiko einer Gallenwegsinfektion (Cholangitis) verhindert werden.

Gegen Schmerzen und Übelkeit kann effektiv mit Medikamenten vorgegangen werden. Die Schmerztherapie nimmt während, vor oder nach einer Operation oder Chemotherapie eine wichtigen, für das Wohlbefinden des Patienten essentiellen Stellenwert ein. Die optimale Schmerztherapie wird sowohl in der Interdisziplinären Ambulanten Chemotherapie durch speziell geschultes Personal als auch interdisziplinär z.B. durch Spezialisten der Abteilung für Anästhesie sichergestellt.

Prognose:
Bei kompletter operativer Entfernung (Resektion) des Tumors und der befallenen Lymphknoten können 5-Jahres-Heilungsraten von bis zu 30% erreicht werden.


 
 
 
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